Vor allem in großen Städten beklagen viele Menschen einen drastischen Anstieg von Mieten und Nebenkosten. Staatliche Mietpreisbremsen funktionieren offenbar nur eingeschränkt, es gibt zudem viele Schlupflöcher, mit denen Mieterhöhungen trotzdem durchzusetzen sind. Gleichzeitig wird Baugeld immer billiger – ein Zinsanstieg ist nicht absehbar. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Raus aus der Mietwohnung, rein ins eigene Haus oder die Eigentumswohnung. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht.
Regionale Marktsituation prüfen
Dank billiger Immobilienkredite hat die Bautätigkeit deutlich zugenommen. Das führt zu höheren Grundstückspreisen sowie zu steigenden Baukosten. Qualifizierte Handwerker sind nicht nur teuer, sondern auch schwer zu bekommen. Ein guter Teil der ersparten Kreditzinsen geht also für Grundstück und Bau wieder drauf. Beim Kauf einer gebrauchten Immobilie ist es nicht anders – die genannten Einflussfaktoren schlagen sich im Preis nieder. Interessant sind online verfügbare Landkarten, in denen Mieten und Kaufpreise gegenübergestellt werden. Hier erhält man zumindest einen Anhaltspunkt, ob in einer bestimmten Gegend Kauf oder Miete lukrativer ist. Nebenkosten sind in diesem Zusammenhang übrigens nicht wichtig, denn sie treffen Eigentümer ebenso wie die Mieter.
Eine Frage der Flexibilität
Finanzielle Aspekte sind aber nicht das alleinige Entscheidungskriterium. Testen Sie doch einmal Ihr Bauchgefühl: Denken Sie, dass Sie mit einer sechsstelligen Summe an Schulden ruhig schlafen können? Objektiv gesehen gibt es einen Gegenwert, Sie sind also keineswegs überschuldet. Wenn aber der Gedanke an die Zahlungsverpflichtungen dazu führt, dass Sie künftig jeden Euro zweimal umdrehen und für die nächsten zwanzig Jahre den Urlaub streichen, ist Miete für Sie wohl die bessere Alternative. Überlegen Sie auch, wie flexibel Sie hinsichtlich des Wohnortwechsels bleiben möchten. Ist es wahrscheinlich, dass Sie aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt wollen oder müssen? Ein rascher Verkauf ist zumindest bei einem Neubau in aller Regel ein Verlustgeschäft. Zugegeben, auch für Mieter ist ein Umzug mit Kosten und meist auch mit einer höheren Miete verbunden, weil Mietpreisbremsen bei Neuvermietung nicht greifen. Trotzdem erhält ein gemietetes Haus oder eine gemietete Wohnung mehr Flexibilität.
Mietfreies Wohnen im Alter
Angesichts niedriger Guthabenzinsen und einer unsicheren wirtschaftlichen Situation mit Auswirkungen auf die Börsen wird der Erwerb einer Immobilie oft als sinnvolle Altersversorgung empfohlen. Ist sie einmal abbezahlt, garantiert sie mietfreies Wohnen im Alter. Zwei Argumente sprechen dagegen: Erstens bleibt die Belastung durch die Nebenkosten, die vielfach so hoch sind, dass man von einer zweiten Miete sprechen kann. Als Eigentümer müssen Sie genug Rücklagen bilden, um Reparaturen bezahlen zu können. Zweitens passt die heute beschaffte Immobilie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu Ihrer Lebenssituation nach Ausscheiden aus dem Erwerbsleben, selbst wenn Sie beim Bau schon auf Barrierefreiheit geachtet haben. Sind die Kinder aus dem Haus, ist die Wohnfläche zu groß, macht zu viel Arbeit und verursacht zu hohe Kosten. Sie können natürlich vermieten, müssen sich dann aber auch um das Haus kümmern. Stellen Sie sicher, dass Grundbesitz im Alter nicht zum Klotz am Bein wird.
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